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Der Mann für die langen Läufe

“Der Begriff Passion trifft es schon sehr genau, denn für dieses Ziel  brauchst du eine Leidenschaft, die dich im Leben zu tragen vermag, am  besten auch über weite Wege.” Das klingt philosophisch und trifft in  Hinblick auf das sportliche Ziel, das sich  gesetzt hat,  aber in gleich doppelter Hinsicht zu. Der Ultraläufer des TuS Oedt  startet am kommenden Freitag im schweizerischen Biel über eine Distanz,  die von Grefrath aus gemessen zu Fuss bis nach Dortmund oder auch Bonn  führen würde. Der 46-jähhrige wird allerdings im Laufschritt unterwegs  sein, denn das macht für den Langstreckenspezialisten den besonderen Reiz  des 100 km-Laufes aus, der in diesem Jahre zum sechzigsten Male in der 50.000-Einwohnerstadt des Kantons Bern über die Bühne geht. Rund 1000  Aktive werden erwartet und  weiß, worauf er sich einlässt.  “Mit jetzt acht Jahren Pause starte ich dort zum vierten Mal, aber  diesmal ist das schon etwas ganz Besonderes”, freut sich Frank auf  ein Ausdauer-Highlight, das den Höhepunkt einer akribischen und über  sechsmonatigen Vorbereitung markiert.

Es werden aber nicht alleine die muskulären Kräfte sein, die es nun  abzurufen gilt, ebenso wichtig ist die mentale Stärke, um eine solche  Strecke ohne Pause zu absolvieren. €ž“Der Startschuss fällt um 22 Uhr, wir bewegen uns also in das Dämmerlicht und sind dann die ganze Nacht über  auf der Strecke”,  beschreibt Frank den besonderen Reiz dieses Rennens. “Tausend Teilnehmer klingen viel, aber durch die enorme Distanz zieht  sich das Feld so weit auseinander, dass du in weiten Teilen ganz alleine unterwegs bist, aber gerade das fasziniert mich, in der Nacht ganz bei  sich zu sein und mit den Gedanken klar zu kommen, denn das sind  natürlich nicht immer nur Endorphine, oft genug ist der innere  Schweinehund dabei, gerade wenn man sich in der eigentlichen  Tiefschlafphase befindet”, schmunzelt der Dauerläufer aus Oedt vorausschauend und  beschäftigt sich bereits mit dem berühmten “Ho-Chi-Minh-Pfad”, der bei Kilometer 56 über einen 8 Kilometer langen Waldweg führt,  der in der Breite nur einen Meter Platz bietet. Die Halogen-Stirnlampe  ist aber ohnehin obligatorisch, genauso wie die Nahrungsaufnahme, die alle 5 km zur Pflichtaufgabe wird, um bei dieser Distanz nicht frühzeitig auf notwendige Energie zu verzichten. Die Strecke ist zudem mit zu überwindenden 800 Höhenmetern beileibe nicht flach, was zusätzlich am Energiehaushalt nagen wird.

Grundsätzlich zählt bei diesem Klassiker das Ankommen, aber bei seiner 4. Teilnahme hat sich Frank eine besondere Zeit zum Ziel gesetzt. “Vor 7 Uhr morgens möchte ich wieder in Biel sein und somit unter 9  Stunden bleiben, das wäre ein Tempo von knapp unter 5:30 Minuten für den Kilometer”, bleibt der bei 1,72 Meter Körpergröße knapp 60 kg auf die  Waage bringende Grefrather dennoch ganz entspannt, denn die Freude an  der Herausforderung überwiegt, so wie es sich für eine sportliche  Passion gehört.
(HF)

beim Marathon in Düsseldorf
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